Carina Schwickart ist die Juni 2017 Kalender Mom. Carina ist alleinerziehende Mutter und selbstständige Unternehmerin. Sie erzählt uns von ihrem abrupten Start in die Vollzeitselbstständigkeit und von ihrem Engagement für Alleinerziehende. Carinas Weg und ihr Vertrauen ins Leben beeindrucken mich und ich freue mich sehr, dass ich sie euch in meinem Blog vorstellen darf.
1. Wer bist du und wer gehört alles zu deiner Familie?
Ich heiße Carina Schwickart meine Tochter ist 4 Jahre alt. Und ich bin, seit meine Tochter 5 Monate alt ist, alleinerziehend. Außerdem gehört zu unserer kleinen Familie auch noch unser Hund „Lenny“.
Die Betreuung meiner Tochter regele ich zu 99 % allein bzw. mit dem Kindergarten. Meistens hole ich sie spätestens um 15 Uhr ab, damit wir Zeit miteinander verbringen können. Dafür arbeite ich lieber abends und am Wochenende für ein paar Stunden. Für einen Babysitter ist meistens kein Geld da, meine Freunde haben alle selbst noch keine Kinder und unsere Großeltern leben woanders.
2. Du bist als Texterin, Autorin und Künstlerin selbstständig. Erzähle uns davon.
Genau, ich bin seit etwas mehr als einem dreiviertel Jahr in Vollzeit als freiberufliche Texterin, Autorin und Künstlerin tätig. Ich habe bereits drei Bücher veröffentlicht und darf mit einigen großen Kunden als Texterin zusammenarbeiten. Zusätzlich arbeite ich als Künstlerin für zwei Onlinegalerien und beginne demnächst für ArtNight zu arbeiten.
Ich arbeite Vollzeit an meinem Business, wobei ich die Arbeitszeit aufsplitte und eher verteilt am Tag arbeite. Acht Stunden am Stück kreativ zu arbeiten finde ich grauenhaft und das funktioniert für mich auch nicht. Die Buchhaltung übernimmt die Mutter einer lieben Freundin für mich, ansonsten erledige ich alles alleine. Das ist zwar manchmal mühselig und gerade am Anfang sehr viel Arbeit (man muss sich in die Materie ja erstmal einlesen), aber so erhält man in vielen verschiedenen Dingen Kompetenzen. Bis Ende August war ich immer festangestellt. Die komplette Selbstständigkeit ist noch etwas Neues für mich. Und auch wenn die Selbstständigkeit nicht geplant war, sondern sich eher aus der Not heraus entwickelt hat, liebe ich es sehr und möchte nicht mehr zurück.
3. Warum hast du dich für eine Selbstständigkeit entschieden?
Ich war die Helfershilfsjobs, die ich als Alleinerziehende trotz Ausbildung und Studium erhalten habe, einfach Leid. Gegen Ende meines Angestelltenverhältnisses habe ich mich nur noch aus Pflichtgefühl und um die Rechnungen bezahlen zu können, zur Arbeit geschleppt. Ich konnte mich dort auch nicht beruflich weiterentwickeln oder auf mehr Gehalt hoffen.
Tja, und dann wurde ich im letzten Jahr krank. Ich litt unter Entzündungen in den Füßen und etwas Neurologischem und es war absehbar, dass ich länger als drei Wochen ausfallen werde. Da hat mir mein Arbeitgeber dann kurzerhand die Kündigung geschickt.
Rückblickend ein Glück! Denn als Selbstständige kann ich die Richtung und das Tempo selbst bestimmen. Ich kann mir Urlaub nehmen, wenn und wann ich ihn brauche und ich kann zuhause bleiben, wenn meine Tochter krank ist. Ich kann Vollzeit arbeiten und so mehr Geld verdienen und trotzdem ausreichend Zeit (abends arbeiten) mit meiner Tochter verbringen. Das gibt mir Freiheit und die Chance auf Selbstverwirklichung.
4. Das klingt nach einem harten Einstieg. Wie ist dir der Übergang in die Vollzeitselbstständigkeit gelungen?
Aufgrund meiner Kündigung bin ich den Schritt in die Vollzeitselbstständigkeit ganz spontan gegangen. Innerhalb von fünf Wochen habe ich alles aufgezogen. Eigene Kunden hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Aber ich hatte Glück! Alles hat gut geklappt. Ich verdiene nach wie vor nicht die Masse, weil ich noch nicht ausreichend Kunden habe. Zwar akquiriere ich immer mal wieder, aber nicht zu viel, weil man dann innerlich schnell verzweifelt (ich zumindest) und das riechen die Kunden.
Meine Tochter und ich kommen trotzdem gut zurecht und ich bin sehr glücklich. Ich freue mich darüber, dass ich mich einfach getraut habe. Was hätte auch schon schief gehen sollen? Verhungern muss keiner in Deutschland. Ich habe einfach Vertrauen, dass mich das Leben unterstützt, wenn ich schon endlich mal tue, was mir gut tut und auf meinem Weg angekommen bin.
5. Du betreibst außerdem noch einen Blog für Alleinerziehende. Wo nimmst du dir die Zeit und Energie für dieses zusätzliche Projekt her?
Für meinen Blog habe ich Zeit, weil ich diese aktiv und sehr bewusst dafür einplane. Mein Blog ist mir wichtig, weil ich so anderen Alleinerziehenden helfen kann, nicht in ein Falle von Selbstmitleid und „Ich kann ja nicht, weil ich alleinerziehend bin“ zu tappen. Außerdem kann ich so meine eigenen Texte schreiben und mich ausleben. Nachdem ich auch immer mehr im Social Media-Bereich tätig bin, kommt mir dies als Arbeitserfahrung zugute.
6. Was macht deine Tätigkeit zu einem familienfreundlichen Business?
Da ich ja hauptsächlich Freelancerin bin, kann ich meine Arbeitszeiten selbst bestimmen. Kundentermine sind meist sowieso vormittags und den Rest der Zeit bin ich frei. Selbst wenn meine Tochter krank ist, versteht sie, wenn ich mal für 1-2 Stunden in meinem Arbeitszimmer verschwinde und illustriere, oder neben ihr auf der Couch sitze und einen Artikel schreibe. Wenn ich will, kann ich die ganze Nacht arbeiten. Ich kann auf Indoorspielplätzen mit W-LAN arbeiten, während meine Tochter spielt. Ich kann auf dem Spielplatz E-Mails beantworten und Social Media Beiträge terminieren. Diese Freiheit, mein Familienleben und meine Selbstverwirklichung unter einen Hut zu bekommen, macht meine Selbstständigkeit, so wie ich sie lebe, für mich familienfreundlich. Ich muss mich nicht mehr entscheiden, ob ich eine gute Mutter bin oder beruflich weiterkommen möchte. Jetzt geht beides.
7. Was würdest du anderen Müttern empfehlen?
Anderen Müttern würde ich empfehlen, ihrem Herzen zu folgen. Ich hatte immer wahnsinnig viel Angst zu scheitern, zu versagen, die Miete nicht bezahlen zu können oder sonst irgendetwas. Letzten Monat sind mir dann plötzlich zwei große Auftraggeber abgesprungen und ich hatte kein Einkommen – meine größte Angst. Statt Panik zu bekommen, habe ich stattdessen alles gemacht, was ich seit Monaten aufgeschoben habe und immer tun wollte, wie z. B. Galerien anschreiben und eine Portfolio-Webseite anlegen. Und ganz plötzlich waren neue Aufträge da und ich konnte alle Rechnungen bezahlen. Die Angst war also vollkommen überflüssig. Angst sollte einen niemals davon abhalten zu tun, was man liebt. Wenn ich noch mal anfangen würde, würde ich alles noch mal genauso machen. Schließlich lernt man aus Fehlern. Die Selbstzweifel und die Angst hätte ich vielleicht schon früher über Bord werfen sollen.
8. Wo finden wir dich?
Carinas Blog „Frau Mami – Lifestyle für Alleinerziehende“
www.fraumami.net
Bildnachweis:
Steffi Wieser von Foto Mautner
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