Bereits vor einiger Zeit habe ich die Business Model Canvas in einem Artikel von mir erwähnt. Nun habe ich endlich die Zeit gefunden, ihr einen eigenen Beitrag zu widmen. Die Business Model Canvas ist ein tolle Methode, mit der du ein passendes Geschäftsmodell für dein zukünftiges Unternehmen planen kannst.
In diesem Artikel erkläre ich dir, was die Business Model Canvas kann, wo ihre Grenzen liegen und warum es absolut Sinn macht, sie zu nutzen. Außerdem erkläre ich dir Schritt für Schritt wie die Methode funktioniert.
Was ist die Business Model Canvas eigentlich und wo liegen ihre Grenzen?
Die Business Model Canvas ist eine visuelle Planungsmethode. Dabei steht der Begriff „Business Model“ für den deutschen Begriff „Geschäftsmodell“ und „Canvas“ bedeutet einfach „Leinwand“. Die Methode hilft dir mithilfe von neun Bausteinen, dein Geschäftsmodell übersichtlich auf einer einzigen Seite (eben der Leinwand) zu visualisieren und zu beschreiben. So kannst du aus deiner Geschäftsidee einen durchdachten Prototyp für dein Geschäftsmodell entwickeln, der als Basis für den Aufbau deiner Selbstständigkeit steht.
In die Business Model Canvas trägst du übrigens nur Schlagwörter ein. So bleibt die Business Model Canvas übersichtlich und du kannst sie leicht anpassen. Die Schlagwörter, die deinen Prototyp beschreiben, solltest du natürlich trotzdem mit Details hinterlegen, nur eben nicht direkt in der Canvas.
Die Bezeichnung Prototyp finde ich an dieser Stelle übrigens sehr wichtig. Der Begriff Prototyp kommt aus dem Griechischen und heißt eigentlich Vorbild. Im technischen Bereich steht der Begriff für die Entwicklung eines Musters bzw. eines Modells. Und genau darum geht es, wenn wir die Business Model Canvas ganz am Anfang unseres Gründungsvorhabens nutzen. Du planst den Prototyp deines zukünftigen Geschäftsmodells. Eine Garantie, dass dein Geschäftsmodell in der Realität funktioniert, hast du trotz intensiver Planung nicht. Das wirst du erst herausfinden, wenn du es einem Praxistest unterzogen hast. Und mit ziemlicher Sicherheit, wirst du dein Geschäftsmodell mehrmals verändern und neu justieren. Das ist ganz normal und gehört dazu. Auch bereits etablierte Unternehmen stellen ihr Geschäftsmodell regelmäßig auf den Prüfstand.
Wozu dann überhaupt planen, magst du dich nun fragen? Ich persönlich halte eine saubere Planung für das A und O. Eisenhower (34. US – Präsident) hat einmal gesagt: „Plans are worthless, but planning is everything”. Und ich finde, er hat so Recht, denn um in den Charakter deines zukünftigen Geschäftsmodells einzudringen, musst du planen, verwerfen und neu planen. Den Prozess des Planens, den du dabei durchläufst, ist das eigentlich Wertvolle. Du passt deinen Plan permanent neu an, du löst Probleme, du durchdenkst Risiken und mögliche Überraschungen. Daraus ergeben sich neue Ideen und neue Ansätze. Es geht also weniger um den Plan selbst als um den eigentlichen Prozess der Planung.
Entwickelt wurde die Businessmodel Canvas übrigens von Alexander Osterwalder. Zusammen mit Yves Pigneur stellt er diese in dem Buch Business Model Generation* vor. Ich arbeite sehr viel mit dem Buch und kann es sehr empfehlen.
Warum macht die Verwendung der Business Model Canvas Sinn?
Die Businessmodel Canvas ist für mich die mit Abstand beste Methode, um eine Selbstständigkeit zu planen. Und je früher, du dich mit dieser Methode auseinandersetzt desto besser.
Für mich sind es insbesondere folgende Gründe, die für die Businessmodel Canvas sprechen:
Die Planung mit der Business Model Canvas hilft dir, dich zu fokussieren. Gerade wenn du noch ganz am Anfang stehst, ist alles sehr unklar. Du fragst dich sicher wo und wie du nur anfangen sollst? Alles erscheint einfach nur chaotisch. Die Business Model Canvas hilft dir dabei, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich auf das, was deine Selbstständigkeit ins Laufen bringt.
Mit der Business Model Canvas bleibst du flexibel. Stell dir vor, du würdest dein Geschäftsmodell direkt mithilfe eines Businessplans entwickeln. Das ist einfach nur umständlich. Auf der Business Model Canvas stellst du alles in Schlagwörtern auf einer Seite dar. Anders also, als bei einem 30 – 50 seitigen Businessplan, kannst du solange du im Planungs- und Testmodus bist, sehr einfach verschiedene Varianten ausprobieren, ohne dass du immer und immer wieder dein komplettes Konzept umschreiben musst.
Mit der Business Model Canvas kannst du familienfreundliche Komponenten einplanen und auf Sinnhaftigkeit überprüfen. Ändert sich dein Werteversprechen, wenn du vorwiegend nur per E-Mail erreichbar sein willst? Wie ändern sich die Kosten, wenn du dir für Lagerung und Versand externe Partner suchst. Welche Kunden spricht du an, wenn du kein Ladenlokal, sondern über einen Onlineshop verkaufen willst?
Die Business Model Canvas hilft dir transparent zu bleiben, denn sie wird auf einer einzigen Seite visuell dargestellt. Damit bleibt dein Geschäftsmodell übersichtlich und du kannst es schnell erklären und mit dritten Personen diskutieren.
Und so funktioniert die Business Model Canvas?
Hier findest du die Struktur der Business Model Canvas. Offen gestanden fand ich den Aufbau auf den ersten Blick nicht sehr einladend und eher verwirrend. Aber der Aufbau hat System. Lass dich also nicht abschrecken. Ich gehe die Canvas mit dir nun Schritt für Schritt durch. Am besten öffnest du in einem weiteren Fenster gleichzeitig die Canvas. So bekommst du auch gleich ein Gefühl für dafür.
Die neun Bausteine
Baustein 1: Kundensegmente
Ein Kundensegment ist eine in sich homogene Gruppe von Kunden. So könnte eine Trageberaterin ihre Kundinnen z. B. in „noch schwanger“ und in „frischgebackene Eltern“ segmentieren. Der Baustein Kundensegment definiert also die verschiedenen Personen bzw. Unternehmen/Organisationen, die du mit deinem Unternehmen zukünftig ansprechen willst. Die Frage, die du dir beantworten solltest, lautet: Welche Kundensegmente willst du zukünftig bedienen und welche besser (erstmal) ignorieren?
Baustein 2: Werteversprechen
Der Baustein Werteversprechen beschreibt dein Bündel an Dienstleistungen oder Produkten, das für ein bestimmtes Kundensegment einen Nutzen und damit einen Wert erzeugt. Typische Werteversprechen sind z. B. „Ich erledige das für dich!“ bei der Websiteerstellung oder „hochwertige Qualität und nachhaltige Produktion“ bei Bekleidung. Auf diese Frage solltest du eine Antwort finden: Welches Problem/Welche Probleme löst du für deine Kunden?
Baustein 3: Kanäle
Dieser Baustein beschreibt, auf welche Art und Weise du mit deinem Kundensegment kommunizierst (hier geht es um Kommunikationskanäle, z. B. Werbeflyer, Social Media, etc.) und auf welche Art und Weise du dein Werteversprechen an dein Kundensegment lieferst (hier geht es um die Distributionskanäle, z.B. Onlineshop, Versandhandel, Markstand, Face-to-Face Beratung, Skype-Coaching, etc.). Finde eine Antwort auf folgende Frage: Wie willst du deine Kunden erreichen?
Baustein 4: Kundenbeziehungen
Im Baustein Kundenbeziehungen geht es um den Aufbau einer guten Kundenbeziehung. Die Beziehung zu deinen Kunden kannst du sehr unterschiedlich gestalten. Z. B. von individuell persönlich bis vollkommen automatisiert oder von kurzfristigen und einmaligen Kundenkontakten bis zu einer auf Dauer angelegten Kundenbeziehung. Die Frage in diesem Baustein lautet: Wie gestaltest du deine Kundenbeziehung?
Baustein 5: Einnahmequellen
Der Baustein Einnahmequellen repräsentiert die Einnahmen, die dein Unternehmen aus den einzelnen Kundensegmenten generiert. Typische Einkommensströme sind z.B. Einnahmen aus Verkäufen, aus Vermietung oder durch die Vergabe von Lizenzen. Die Frage, die du dir beantworten solltest, lautet: Wie willst du dein Geld verdienen?
Baustein 6: Schlüsselressourcen
Der Baustein Schlüsselressourcen beschreibt welche Ressourcen du zur Erstellung deines Angebotes benötigst. Die Frage, die du dir stellen solltest, lautet: Was benötige ich physisch, intellektuell und oder finanziell, um meinem Kundensegment/meinen Kundensegmenten ein Wertversprechen machen zu können? Eine weitere Frage sollte lauten: Welche davon sind meine eigenen Ressourcen und welche muss ich einkaufen, mieten oder durch sinnvolle Kooperationen aufbauen?
Baustein 7: Schlüsselaktivitäten
Der Baustein Schlüsselaktivitäten beschreibt die wichtigsten Dinge die du tun musst, um dein Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen. Eine Frau die selbst gemachte Kindermode über einen Onlineshop vertreibt, muss den Produktionsprozess und Handelsprozess planen und gestalten, während bei Coaches eher die Problemlösung im Mittelpunkt steht. Hier geht es also eher um personelle und intellektuelle Ressourcen. Die Frage in diesem Baustein lautet: Welche Aktivitäten musst du durchführen, damit dein Business läuft?
Baustein 8: Schlüsselpartnerschaften
Der Baustein Schlüsselpartnerschaften beschreibt, dein Netzwerk von Zulieferern und Partnern, mit denen du dein Geschäftsmodell zum Laufen bringst. Das können z. B. andere Selbstständige mit ähnlichen Geschäftsmodellen sein, mit denen du dir Büro- bzw. Praxisräume teilst oder auch ein anderes Unternehmen, das z. B. die Lagerung und Auslieferung deiner Ware übernimmt. Auf diese Frage solltest du eine Antwort finden: Mit welchen Partnern musst du zusammenarbeiten, damit dein Geschäftsmodell läuft?
Baustein 9: Kostenstruktur
Der Baustein Kostenstruktur beschreibt alle Kosten, die entstehen, um ein Business zu führen. Die Kosten sind naturgemäß sehr stark von den Entscheidungen abhängig, die du in den vorherigen Bausteinen triffst. So wirst du z. B. keine Miete für Lagerräume einplanen, wenn du dich für einen Partner entscheidest, der die Lagerung und den Versand deiner Ware übernimmt. Allerdings ist der Service deines Partners nicht kostenlos und du musst an anderer Stelle Gelder dafür einplanen, z. B. durch einen teureren Einkauf. Die Frage, die du dir stellen musst lautet: Was kostet das alles?
Hast du bereits Erfahrungen mit der Business Model Canvas gemacht? Falls ja, dann berichte doch im Kommentar. Mich würde sehr interessieren, was dir leicht und was dir schwergefallen ist.
Zur Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich hauptsächlich das Buch Business Model Generation gelesen und auch in diese Quellen reingeschnuppert:
http://geschaeftsmodell.blogspot.de
https://de.slideshare.net/andreasdiehl2/business-model-canvas-workshop-40405037
https://de.slideshare.net/Alex.Osterwalder/creativity-world-forum-belgium/49
https://www.linkedin.com/pulse/project-planning-lessons-from-eisenhower-ravi-madhavan
https://arkisto.uasjournal.fi/uasjournal_2014-3/halla.html
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